Hallo zusammen,
heute möchte ich über die Roland Fantom G Workstation schreiben. Das Review ist schon etwas älter und war auch schon auf meiner alten Seite zu finden. Da ich aber mittlerweile noch einige andere Geräte besessen habe, aktualisiere ich das ganze nun einmal.
Technisches Roland Fantom G7
Hersteller
Roland (www.rolandmusik.de)
Preis Neu (2009):
Fantom G6 2499 €
Fantom G7 2999 €
Fantom G8 3399 €
Maße und Gewicht
Fantom G6 106,60 x 41,10 x 14,20 cm (B x T x H), 14,5 kg
Fantom G7 127,80 x 41,10 x 14,20 cm (B x T x H), 16,5 kg
Fantom G8 139,60 x 50,20 x 18,30 cm (B x T x H), 32,0 kg
Tasten
Fantom G6 61 Synthtasten. Aftertouch
Fantom G7 76 Synthtasten. Aftertouch
Fantom G8 88 Hammermechanik. Aftertouch
Display
- Farb – LCD
- 8,5″
- 800 x 480 Pixel
Controller
- Pitch Bend / Modulation Lever
- 4x Control Knop
- 8x Control Slider
- 2x Assignable Switch
- D – Beam Controller
- 16 Pads
Sound
- 128 Stimmen Polyphonie
- 16 Parts intern, 16 Parts extern, 2 Parts ARX (Zusatzboards), 24 Audiospuren
- Patches: 1500 + 256 (GM2) Presets, 512 User
- Rhythm: 64 + 9 (GM2) Presets, 64 User
- Live Sets: 512 Presets, 512 User
- Studio Sets: 128 Presets, 128 User
- Sample Ram: 32 MB ab Werk, erweiterbar mit 512 MB oder 1 GB
Anschlüsse
- Stereo Master Out
- Assignable Output (3 und 4)
- Stereo Kopfhörer
- In (L/Mono, R), Klinke
- In (Mic/Gitarre), XLR Combo Buchse (Phantomspeisung, Hi-Z)
- Sustain Pedal (Halbpedal-Erkennung)
- 2x Control Pedal (zuweisbar)
- Midi Trio (In, Out, Thru)
- USB, Speicher
- USB, Maus, PC
- Digital, Coaxial In, Out
- Netzanschluss
Mitgeliefertes Zubehör
Netzkabel, Anleitung, CD-Rom, USB Kabel
Erweiterungen
- ARX 01 / Drum
- ARX 02 / E-Piano
- ARX 03 / Bläser
- RAM, 512 MB / 1 GB
Soundqualität
Da die Soundfrage zum großen Teil eine Geschmacksfrage ist, werde ich mich an dieser Stelle nur kurz aufhalten.
Wie schon in den technischen Daten zu erkennen ist, gibt es mehr als genug Preset- Sounds um zu sich einen groben Überblick zu verschaffen, was die Kiste denn so kann.
Fangen wir mal mit den Sounds an, auf die man zu aller erst trifft:
Die Pianos.
Eigentlich würde ich sagen, dass die Sounds recht ordentlich klingen. Allerdings finde ich, dass sich die Sounds nicht so gut mit der 76er Tastatur vertragen. Da muss man einiges umprogrammieren, damit es wirklich hinhaut finde ich. Mit meinen 88er Boards klangen die Sounds deutlich besser.
Ich hatte auch schon die Möglichkeit einen Fantom G8 zu spielen und hatte das Gefühl, dass da ganze andere Pianos drin sind als im G7. Man sieht also, die Tastatur ist schon entscheidend, bzw. die Abstimmung der Sounds zur Tastatur.
Streicher und Orchestersounds:
Sind in meinen Augen sehr weit vorne angesiedelt. Als Vergleich habe ich im Moment einen Kurzweil PC3, der in vieler Munde gerade bei diesen Sounds ungeschlagen ist. Aktuell spiele ich einen Kurzweil Forte und einen Korg Kronos, die beide in diesen Bereichen auch sehr gut sind.
Trotz des älteren Jahrgangs, muss sich der Fantom hier aus meiner Sicht absolut nicht verstecken.
Es gibt viele Presets, die sich teilweise zwar nur in Kleinigkeiten unterscheiden, aber so ist für jeden Zweck etwas zu finden.
Bläser:
Da ich relativ wenig Bläser spiele, kann ich da nicht so viel zu sagen. Ich würde aber behaupten, dass die Sounds sehr gut sind. Gerade bei Bläsern kommt es ja mehr auf die Spieltechnik und die Nutzung von Controllern an, als auf den Sound selber. Leider sind die Controller nicht unbedingt gut programmiert. Auch da muss man etwas nachhelfen. Da aber eh jeder seine eigenen Vorlieben der Belegung hat, finde ich das nicht so schlimm.
Ich konnte im Laden einmal die ARX 03 Expansion testen und war schon sehr angetan. Da haben die Ingenieure von Roland tatsächlich etwas gutes auf die Beine gestellt.
Gitarren/Bässe:
Auch diese Sounds nutze ich als Keyboarder selten oder nur zum Layern für Effekt oder Leadsounds. Auch hier würde ich sagen, dass das gebotene schon recht gut klingt für ein Tasteninstrument. Die Spielweise ist auch hier wesentlich wichtiger als der Sound.
Orgeln:
Da kommen wir zum ersten meiner Kritikpunkte. Die Grundsamples sind eigentlich recht gut, aber die Preset- Umsetzung ist zu großen Teilen einfach nur schlecht. Der Leslieeffekt klingt nicht gut und ist gerade auf der Stufe „fast“ sehr oft am eiern. Auch hier kann man ein wenig Abhilfe schaffen. Einige Sounds sind aus „älteren“ Geräten „portiert“ worden und dort wird das Drehen des Leslies nicht mit einem extra Effekt gemacht, sondern über die Soundprogrammierung. Da sollte man mal schauen was man nutzt.
Warum Roland kein ARX 04 mit der VK8 Engine gebracht hat, wissen die vermutlich selber nicht.
Nächstes Problem sind dann die Inserteffekte. Man hat nur einen Pro Sound, wodurch es nicht möglich ist einen Leslie und einen Overdrive Effekt hintereinander zu schalten.
Das heißt, dass man schon einiges an Arbeit investieren muss um sinnvolle und brauchbare Orgelsounds aus der Kiste zu bekommen.
Aber es geht und es reicht auch aus, wenn man nur mal ab und an einen Orgelsound braucht. Für die handelsübliche Coverband, die nicht vorwiegend Deep Purple Covert, wird es reichen.
Synth:
Bei den Synthsounds gilt ähnliches wie bei den Streichern. Es gibt unglaublich viele Presets, die auch recht ordentlich klingen. Leadsounds, Pads, alles ist in ausreichender Zahl vorhanden.
Effekte / Soundumschalten
Die Sache, mit der von Beginn an für den Fantom geworben wurde, war das unterbrechungsfreie Umschalten der Sounds im Live Mode. Das ganze funktioniert, weil es insgesamt 16 Inserteffekte gibt und ein Live Set aus 8 Sounds mit jeweils einem Insert besteht.
Da kommen wir aber auch schon wieder zu dem oben genannten kleinen Nachteil: Im Live Set kann man nur einen Insert benutzen. Das stellt bis auf die oben schon genannten Orgelsounds für mich kein Problem da. Manchmal ist es nur ärgerlich, weil man bestimmte Sachen anders lösen muss, als gedacht. Für mich ist es kein Hindernis, aber man sollte wissen, dass andere Geräte das anders, oder auch besser lösen.
Über die Effektqualität zu sprechen, spare ich mir, da auch dort viel Geschmack bei ist. Einfach selber mal ausprobieren. Für mich reicht es locker aus. Auch im Vergleich zu aktuellen Geräten.
Die Patches nutzen ebenfalls nur einen Inserteffekt und den Reverb und Chorus. Wenn die letzten beiden nicht als Soundgestaltungsmerkmal genutzt werden wird der Patchsound im Liveset genauso klingen, wie vorher auch. Das ist eine sehr angenehme Sache.
Es gibt kritische Stimmen, die sich darüber beklagen, dass der Reverb und Chorus Effekt nicht mitgenommen werden, aber das hat schon seinen Sinn, da jeder Patch an dieser Stelle andere Einstellungen verwendet. Woher soll der Fantom dann auch wissen, welche Patch nun der Entscheidende ist?
Effekte stelle ich sowieso in jeder Performance neu ein.
Tastatur
An dieser Stelle kann ich nur über den G7 reden. Die beiden anderen habe ich bisher nur im Landen angespielt und nicht ausreichend lange um mir da ein wirkliches Urteil bilden zu können. Wobei der G8 schon eine sehr gute Tastatur hat.
Die 76er Tastatur spielt sich eigentlich recht gut, wobei es sicherlich nicht die Beste ist, die Roland bisher verbaut hat. Gefühlt ist die aus dem XP80 besser gewesen, aber einen direkten Vergleich habe ich natürlich nicht.
Ich habe relativ lange gebraucht um eine Vernünftige Abstimmung zu den internen Sounds zu erreichen. Für Pianosounds ist die Tastatur nicht unbedingt geeignet, aber alles andere lässt sich sehr gut spielen, wobei man auch für die Pianos eine brauchbare Einstellung finden kann.
Bedienung und Möglichkeiten
Die Bedienung des Roland Fantom G ist eigentlich recht einfach, wenn man schon einmal ein Rolandgerät in den Händen hatte. Das große TFT Display hilft dabei ungemein und der Grundaufbau der Sounds ist wie bei allen anderen Geräten.
Was leider nicht so schön ist, ist die Nutzung der Controller. Auch wenn ich da von Kurzweil verwöhnt bin, ist das was Roland da anbietet wirklich sehr schlecht finde ich. Dazu sei aber gesagt, dass auch Yamaha und Korg nicht an die Flexibilität der Kurzweil Geräte dran kommen.
Die Fader sind im Livemode entweder für das Volumen zu nutzen oder für einen oder mehrere Parts. Allerdings kann man unterschiedlichen Parts nicht unterschiedliche Sachen zuweisen. Mit einem Update sind zwar noch ein paar Möglichkeiten dazugekommen, aber gut ist das immer noch nicht für mein Empfinden.
Auch an dieser Stelle empfehle ich, ausprobieren und schauen ob es ausreicht. Dafür hat man einen D-Beam Controller mit einem kleinen Solosynth. Das ist eine lustige Angelegenheit mit der wir schon eine Menge spaß hatten.
Der Fantom G basiert auf einer Projektordnerstruktur. Das heißt, man arbeitet in einem Projekt und hat alle Daten die dazu gehören zusammen.
Dadurch ist es sehr einfach für verschiedene Bands unterschiedliche Projekte zu erstellen.
Nachteilig ist aber, dass man nicht einfach Sounds zwischen den Projekten tauschen kann. Mit Hilfe einer Software ist es zwar möglich, aber doch recht umständlich im Vergleich zu anderen Systemen. Aber damit konnte ich gut leben.
Man kann auch eine Maus anschließen und den ganzen Bildschirm darüber bedienen. Diese Funktion habe ich allerdings nie genutzt.
Positive und Negative Aspekte
Positive:
+ Sehr viele Sounds
+ großer Bildschirm
+ Unterbrechungsfreie Soundumschaltung
+ viele Speicherplätze
Negativ:
– Sounds können nicht einfach getauscht werden
– nur ein Insert
– kein eigener Part EQ
Fazit
Ich bin hin und her gerissen. Es gibt Tage, an denen wollte ich den Roland Fantom G am liebsten rauswerfen und dann gab es wieder Tage, wenn die Band sagt: Mensch, was hast du wieder für geile Sounds, wo es anders ist. Ich möchte mich hier für den Roland Fantom G aussprechen, da er mir sehr viel Spaß bereitet hat.
Mittlerweile hat der Fantom meinem Fuhrpark wieder verlassen. Allerdings nicht weil ich unzufrieden war, sondern nur, weil ich ihn zu wenig genutzt habe. Da ich in der Coverband keinen Sampler mehr brauchte bin ich zu der Zeit auf den PC3 umgestiegen. Der Hauptgrund war da eigentlich die Tastatur.