In den Musikerforen, und auch von befreundeten Musikern, kommt häufig die Frage auf wie man am besten mit dem Thema Klick und/oder Sequenzer umgehen sollte. Gerade wenn man Live auf der Bühne unterwegs ist. Wie bei den meisten Themen gibt es natürlich nicht nur eine und schon gar nicht die beste oder richtige Lösung.
Es gibt sehr viele Möglichkeiten und man muss für sich die finden, die funktioniert und am praktikabelsten ist. Das hängt unter anderem von dem vorhandenen Equipment und den damit verbundenen technischen Möglichkeiten ab. Aber auch die Frage: Spielt man „nur“ mit Klick oder nutzt man Bankings, Sequenzer, Arpeggios oder ähnliches.
In vielen Fällen muss man nicht einmal Geld ausgeben, weil schon alles vorhanden ist.
Oder aber man hat das Geld zur Verfügung und kann sich die Lösung basteln, die in diesem Augenblick das vermeintliche Optimum zu sein scheint.
Ich selber weiß schon gar nicht mehr, wieviele unterschiedliche Grundversionen mit mehreren Varianten ich getestet habe, bis ich zur aktuellen Lösung gekommen bin. Diese möchte ich euch heute gerne vorstellen:
Die Basis für mein aktuelles System (bis 2024) ist ein Korg Kronos X 73 / Korg Kronos 2 73. Der Kronos ist als Keyboard nicht mein erste Wahl gewesen, bot aber als Workstation zu dem Zeitpunk das kompletteste Gesamtpaket. Daher habe ich mich mit den paar Dingen die mir nicht so gut gefallen arrangiert und nutze die vielfältigen Möglichkeiten, die dieses Gerät bietet.
Der Sequenzer bietet mit 16- Midi und 16 Audiospuren mehr als genug für meine Zwecke. Die Vorbereitung der Spuren findet zu 95% am PC statt und ist ein anderes Thema über das wir auch noch einmal sprechen werden. Man kann das ganze natürlich auch am Kronos machen, aber ich fühle ich am Rechner deutlich wohler und bin vor alle Dingen wesentlich schneller. Der Workflow am Keyboard ist einfach nicht so doll finde ich. Für Backingtracks und weiteres nutze ich normalerweise immer Audiospuren um Polyphonie zu sparen. Nur in ganz wenigen Fällen steige ich auf Midi um. Im Regelfall nutze ich daher drei Audiospuren. Zwei Spuren für die Bankings (Stereo, Links und Rechts) und eine Spur für einen Audio-Klick.
Der Audio Klick geht über die Ausgänge 1 und 2 des Kronos in meinen Submischer (X32R) oder direkt in unser FOH-Pult bzw. direkt an den Schlagzeuger. Von hier aus wird der Klick dann bei Bedarf an die Musiker geschickt, die ihn Benötigen.
Bei Bedarf können die restlichen Musiker natürlich auch mit dem Klick versorgt werden, wenn es denn benötigt wird. Insgesamt ist das eine zuverlässige Sache und es wird „nur“ ein IN Ear Monitoring für die Musiker benötigt, die den Klick bekommen sollen. Ansonsten ist alles da.
Ich habe mir das System so eingestellt, dass ich den Klick für mich ein- und ausschalten kann. Im Normalfall orientiere ich mich komplett am Schlagzeug. Für Intros oder ruhige Zwischenteile nutze ich dann den Klick, damit der Drummer nicht so viel, oder auch mal gar nichts machen muss.
Die Audiospuren schicke ich normalerweise immer über die Main Ausgänge mit meinen normalen Sounds raus. In Einzelfällen geht auch schon mal was über 3/4 raus, das ist aber wirklich sehr selten und auch nur, wenn wir den Tontechniker kennen und ich die Themen ordentlich mit ihm geklärt habe.
Das System funktioniert sehr zuverlässig und als Aufwand zusätzlich zum Backing benötigt man nur die Klick Spur. Wenn man sich hier aber eine „Vorlage“ macht und diese dann einfach im Tempo anpasst, ist auch der Aufwand wirklich sehr gering.
Bei meiner Band alten Band RockAroma war das allerdings nur eine Backup-Lösung! Hier haben, bzw. konnten wir einen ganz anderen Weg wählen: Unser Schlagzeuger spielte ein Roland TD-30 E-Drum. Das ist für unsere Arbeit in sofern komfortabel, da er damit einmal seinen eigenen Klick generiert und über Midi ein externes Clock Signal verarbeiten kann.
Dieses Clock Signal bekommt er von meinem Korg Kronos. Hier habe ich für jeden Song eine eigene Performance oder eine Voice, die das jeweilige Tempo beinhaltet. Dieses wird dann per Midi an das TD geschickt und wechselt so mit jedem Song. Das heißt, wir sind nicht vom Song Mode abhängig.
Haben wir Tempowechsel im Song, wird dies über eine MidiMaster Spur geregelt, in der dann die Tempoangaben hinterlegt sind.
Da wir die meisten Songs ohne Backingtracks, aber mit Klick spielen, kann unser Drummer den Klick selber starten, stoppen oder unterbrechen, ganz wie der Song oder er das braucht. Bei Mitsingparts ist das schon angenehm oder bei Teilen die wirklich komplett aus dem Temporaster fallen.
Für Intros und so weiter habe ich mir in den Performances (nur in denen es gebraucht wird) einen Drumtrack zurecht gelegt, der lediglich die Hi-Hat auf Viertel ausgibt. Das geht ganz einfach, in dem man den Spielbereich des genutzten Presets 135 oder 136 auf F#3 festlegt. Hier spielt die Hi-Hat dann brav die genannten viertel Noten. Alternativ kann man den Sound auch noch um 22-25 Töne nach oben transponieren und man bekommt eine Cow-Bell, die von Schlagzeugern teilwese lieber gehört wird.
So kann ich mein Metronom bequem über den DrumTrack Taster starten und beenden sobald der Drummer einsteigt. Man kann den Start auf eine bestimmte Taste oder einen Velocity Wert festsetzen. Der Drumtrack liegt auf den Ausgängen 1/2 und läuft über meinen Submischer auf mein In Ear. Bei Bedarf können wir das Signal aber auch als Audioklick zum Drummer geben.
Ich hoffe ich konnte euch hier ein paar Anregungen geben. Und selbst wenn nicht: Jetzt wisst ihr zumindest, wie ein anderer mit diesem „Problem“ umgeht. Falls Ihr fragen zu meinem oder einem anderen System habt, meldet euch einfach bei mir.
Hier findet ihr noch zwei Videos zu dem Thema: